Wie das Mobbing im Internet immer mehr Kinder in den Tod treibt

16 Nov

Der Fall der 15-jährigen Amanda Todd aus Vancouver versetzte die Welt in Trauer:

Alles begann mit einem scheinbar harmlosen Webcam-Chat im Internet. Amanda besuchte die siebte Klasse und wollte einfach nur „mit neuen Leuten reden“. Doch ein Fremder schreibt ihr, sie sei wunderschön und bittet sie später schließlich sich für ihn auszuziehen. Amanda zieht ihr T-Shirt hoch.

Ein Jahr vergeht, der Chat mit dem Fremden schien schon in Vergessenheit geraten, als sie plötzlich eine Drohung über Facebook erhält. Es ist wieder der Fremde, er hat das Nacktfoto aus dem Chat gespeichert. Nun erpresst er sie und schickt das Nacktfoto an Amandas Freunde und Klassenkameraden. Nach Bekanntwerden der Nacktfotos, bekommt sie Depressionen. Über ihren Aufruf auf Youtube versucht sie Hilfe zu bekommen, jedoch vergeblich.

Erst nach ihrem Selbstmord hat das Mitgefühl auch Amanda erreicht. „Rest in peace“ steht auf der Facebook-Seite, die Trauernde nach ihrem Tod erstellt haben. Mehr als 300 000 Personen haben die Seite schon weiterverbreitet.

Auch wenn Vancouver weit weg klingt: Amandas tragische Geschichte hätte sich so auch in Deutschland abspielen können. Seit 1998 wird mit der JIM Studie im jährlichen Turnus eine Basisstudie zum Umgang von 12- bis 19-Jährigen mit Medien und Information durchgeführt. Ihren Ergebnissen zufolge hat jeder vierte Internet-Nutzer berichtet, dass es bei Personen aus dem Freundeskreis schon Ärger gegeben hat, sei es weil es zu Beleidigungen im Internet kam, weil Bildmaterial entweder unerlaubt eingestellt wurde oder die Betroffenen unvorteilhaft auf dem Bildmaterial dargestellt waren. Vereinzelt kam es aber auch vor, dass nicht nur Lügen und Verunglimpfungen in Umlauf gebracht, sondern auch Fake-Accounts unter falschem Namen erstellt wurden.

Eine repräsentative Forsa-Umfrage im Auftrag der Techniker Krankenkasse aus dem Jahr 2011 hat ebenfalls das Ausmaß von Cyber-Mobbing gezeigt. Danach waren 32 Prozent der befragten Jugendlichen zwischen 14 und 20 Jahren in Deutschland bereits einmal Opfer einer Cyber-Mobbing-Attacke.

Umfangreiche Aufklärung, z.B. in Schulen, ist die wichtigste Präventionsmaßnahme gegen Cybermobbing. Thematisiert werden beispielsweise persönlichen Folgen für die Opfer, rechtliche Konsequenzen für die Täter, sowie Verhaltenstipps für Betroffene. Eine Einführung des  Schulfaches „Medienerziehung“, wie es bald in Großbritannien eingeführt werden soll, wäre ebenfalls eine sinnvolle Vorgehensweise.

Denn, wer nicht gegen Mobbing einschreitet, macht sich mitschuldig!

Eine Antwort to “Wie das Mobbing im Internet immer mehr Kinder in den Tod treibt”

  1. Rebecca Peller November 22, 2012 um 10:51 am #

    In den Medien hört man in diesen Tagen besonders viel über das Thema „Cyber-Mobbing“. Es vergeht kaum ein Tag an dem nicht etwas über neue Opfer bekanntgegeben wird. Der Fall der 15-jährigen „Amanda Todd“ zeigt exemplarisch welch einem Leid diese Opfer ausgesetzt sind. Amanda wurde durch die Mobbing- Attacke sogar bis in den Tod getrieben.
    Den zunehmenden Umgang mit der Thematik in den Medien halte ich daher, genau wie die Verfasserin, für wichtig und hilfreich. Durch die Diskussionen in der Öffentlichkeit werden die Menschen zwangsweise sensibilisiert. Trotz aller Hilfeschreie wurde der 15-jährigen allerdings nicht geholfen. Aber warum nicht? War es die fehlende Aufklärung über solche Fälle oder haben zu viele Menschen ihre Augen (absichtlich) verschlossen? Diese Tatsache hebt für mich nochmals den Schutz der Privatsphäre hervor. Damit meine ich insbesondere die Veröffentlichung von privaten Bildern im World Wide Web. Einmal dort gelandet, bekommt man sie nur schwer wieder gelöscht. Für Kinder und Jugendliche scheint dies aber nicht transparent genug zu sein. Sie können sich nicht vorstellen welche Auswirkungen ein falscher Umgang mit dem Internet zur Folge haben kann. Ohne die Aufklärung von Eltern und der Schule kann demnach ein gefahrloser Umgang mit dem Internet kaum mehr gewährleistet werden. Daher muss viel stärker präventiv vorgegangen werden!

    Für Amanda kam leider jede Hilfe zu spät. Wie bereits die Verfasserin erwähnt hat, sollten umfangreiche Aufklärungskampagnen in Schulen und Medien stattfinden. Die Thematisierung von persönlichen Folgen für die Opfer, rechtliche Konsequenzen für die Täter sowie Verhaltenstipps für Betroffene finde ich auch besonders wichtig. Fakt ist, dass zukünftige Präventionsmaßnahmen nun das leisten müssen, was zuvor versäumt wurde. Eine lückenlose Aufklärung und Transparenz.

    „Rest in peace, Amanda!“

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